Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh’n,
im dunkeln Laub die Goldorangen glüh’n,
ein sanfter Wind vom bfauen Himmel weht,
die Myrte stili und hoch der Lorbeer steht —
kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
möcht’ ich mit dir, o mein Geliebter, zieh’n!
Kennst du ‘das Haus? Auf Saulen ruht sein Dach,
es glanzt der Saal, es schimmert das Gemach,
und Marmorbilder stehn und seh’n mich an:
Was hât man dir, du armes Kind, getan?—
.Kennst du es wohl?1) Dahin! Dahin _
möchf ich mit dir, o mein Beschützer, zieh’n!
Kennst du den Berg und seinen VVolkensteg?2)
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg,
in Höhlen wohnt der Drachen alte Brüt,
es stürzt der Fels und über ihn die Flüt—
Kennst du ihn wohl?
Dahin! Dahin
geht unser Weg; o Vater, lass uns zieh’n!
1) Mignon stammt aus einem italienischen Grafenhaus, ist aber bereits als Kind aus ihrer Heimat am Lago Maggiore entführt worden; die Strophe schildert in alJgemeinsten Zügen einen Renaissancepalast.