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Nathan der Weise

Möge doch die bekannte Erzâhlung, glücklich dargestellt, das deutsche Publikum auf evvige Zeiten erinnern, dass es nicht nur berufen wird, um zu schauen, sondern auch zu hören und zu vernehmen. Möge zugleich das darin ausgesprochene göttliche Dul- dungs- und Schonungsgefühl der Nation

heilig und wert bleiben.

Die Ringparabel
Vor grauen Jahren lebt’ ein Mann im Osten.

der einen Ring von unschatzbarem Wert
aus lieber Hand besass. Der Stein war ein
Opal, der hundert schöne Farben spielte,
und hatte die geheime Kraft, vor Gott
und Menschen angenehm zu machen, wer
in dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
dass ihn der Mann im Osten darum nie
vom Finger liess und die Verfügung traf,
auf ewig ihn bei seinem Hause zu
erhalten. Namlich so. Er liess den Ring
von seinen Söhnen dem geliebtesten;
und setzte fest, dass dieser wiederum
den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
der ihm der liebste sei, und stets der liebste,
ohn’ Ansehn der Geburt, in Kraft allein
des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde.— So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,
auf einen Vater endlich von drei Söhnen,
die aile drei ihm gleich gehorsam waren,
die aile drei er folglich gleich zu lieben
sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit
zu Zdit schien ihm balcI der, bald dieser, bald
der dritte, — so wie jeder sich mit ihm
allein befand und sein ergiessend Herz
die andern zwei nicht teilten, — würdiger

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